Leopoldina fordert schärfere Altersgrenzen für soziale Medien – doch die Debatte spaltet Deutschland

Leopoldina fordert schärfere Altersgrenzen für soziale Medien – doch die Debatte spaltet Deutschland
In Deutschland verschärft sich die Debatte über die Einschränkung sozialer Medien für junge Menschen. Fachleute und Politiker sind uneins, wie Schutz und Freiheit am besten in Einklang zu bringen sind – besonders vor dem Hintergrund wachsender Sorgen um Suchtverhalten und schädliche Inhalte. Aktuelle Empfehlungen der Leopoldina-Akademie haben der Diskussion zusätzliche Dringlichkeit verliehen.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Deutschlands wichtigste wissenschaftliche Institution, schlägt strenge Altersgrenzen für soziale Medien vor. Sie empfiehlt ein Verbot von Konten für Kinder unter 13 Jahren sowie die elterliche Zustimmung für 13- bis 15-Jährige. Für 16- und 17-Jährige sollten Plattformen altersgerechte, sicherere Designs anbieten.
Fast 5 Prozent der 10- bis 17-Jährigen in Deutschland zeigen bereits Anzeichen einer problematischen Nutzung sozialer Medien. Studien legen nahe, dass eine Reduzierung der täglichen Nutzungsdauer um 30 Minuten – kombiniert mit mehr körperlicher Aktivität – die Lebenszufriedenheit und das Wohlbefinden junger Menschen steigert.
Dr. Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, warnt vor pauschalen Verboten als erster Lösung. Er betont, dass rechtliche Klarheit und politische Botschaften nicht die treibende Kraft für Einschränkungen sein sollten, die vielmehr nur als letztes Mittel eingesetzt werden dürften. Dr. Susanne Eggert vom Institut für Medienpädagogik plädiert hingegen für eine Kombination aus altersbasierten Regeln und stärkerer Medienkompetenz und fordert Plattformen auf, kindgerechte Inhalte zu entwickeln.
Der Digitaltrainer Daniel Wolff widerspricht: Selbstregulierung und Aufklärung reichen ihm zufolge nicht aus. Er pocht auf feste Altersgrenzen, um junge Menschen vor den profitorientierten Geschäftsmodellen der Tech-Konzerne zu schützen. Niklas Reinfelder, Leiter des TikTok-Redaktionsteams RISKANTIK, setzt auf realistische Medienbildung, die an die Jugendkultur anknüpft. Zudem fordert er Medienkompetenz als eigenständiges Schulfach.
Bayerns Digitalminister Dr. Fabian Mehring unterstützt Medienkompetenz als zentrale Fähigkeit des 21. Jahrhunderts. Er wirbt für altersgerechte Beschränkungen und den EU-Digitalen Identitätsnachweis („Digital Identity Wallet“) als zuverlässige Altersverifikation.
Die Diskussion offenbart tiefe Gräben zwischen Freiheit und Schutz, Eigenverantwortung und Regulierung. Während die einen für strengere Altersgrenzen plädieren, setzen andere auf Bildung und Plattformverantwortung. Angesichts der Leopoldina-Empfehlungen und steigender Suchtzahlen wird das Thema voraussichtlich weiter ganz oben auf der politischen Agenda stehen.

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