Wirtschaftlicher Nutzen als Bleiberecht: Warum diese Debatte über **Migranten** spaltet

Admin User
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Ein Buch mit einer Abbildung von Menschen und Text auf dem Cover.

Wirtschaftlicher Nutzen als Bleiberecht: Warum diese Debatte über **Migranten** spaltet

In deutschen Medien zeichnet sich ein wachsender Trend ab, der die Abschiebung von qualifizierten Migranten thematisiert, die einen wirtschaftlichen Beitrag leisten. Geschichten von fleißigen Menschen – wie einer Spitzenauszubildenden, einer Pflegekraft und einem Bäckereifacharbeiter – werden genutzt, um ihre Ausweisung aus dem Land infrage zu stellen. Doch Kritikerinnen und Kritiker werfen diesem Ansatz vor, er zementiere schädliche Spaltungen, statt sie zu überwinden.

Journalistinnen, Journalisten und Aktivistinnen warnen, dass die Reduzierung von Migrantenrechten auf wirtschaftliche Argumente Ungleichheiten vertieft. Sie fordern Solidarität an Arbeitsplätzen – unabhängig von Herkunft oder Aufenthaltsstatus.

Aktuelle Berichte konzentrieren sich auf Fälle wie den einer 26-jährigen Frau, die einst als beste Auszubildende Bayerns ausgezeichnet wurde und trotzdem abgeschoben wurde – trotz ihrer beruflichen Erfolge. Ein weiteres Beispiel ist Yared Tekeste Abay, ein Pflegefachmann in der Ausbildung mit Arbeitsvertrag, dem nun die Ausweisung droht. Auch Faisal K., ein als fleißig und gut integriert beschriebener Bäckereimitarbeiter, soll das Land verlassen müssen.

Diese Schicksale folgen einem Muster: Migranten gelten nur dann als bleibeberechtigt, wenn sie ihren wirtschaftlichen Nutzen unter Beweis stellen. Nelli Tügel, Redakteurin bei analyse & kritik und freiberufliche Journalistin, spricht von utilitaristischem Rassismus – einer Denkweise, die Rechte an Produktivität knüpft. Sie zeigt sich ihrer Meinung nach quer durch das politische Spektrum, von links bis rechts.

Das Problem, so die Kritik, liegt darin, dass dieser Ansatz die Prinzipien der Arbeiterbewegung untergräbt. Statt Arbeiterinnen und Arbeiter zu einen, schafft er Stufen der "Würdigkeit". Migranten, die ihre Existenz ständig rechtfertigen müssen, sind stärkerer Ausbeutung und einem Verlust an Selbstvertrauen ausgesetzt. Die Botschaft ist klar: Solidarität sollte nicht von wirtschaftlicher Nützlichkeit abhängen, sondern von unserer gemeinsamen Menschlichkeit.

Tügel und andere betonen, dass Kolleginnen und Kollegen einander unabhängig vom Migrationsstatus verteidigen müssen. Sie warnen, dass die Akzeptanz dieser Spaltung die kollektive Stärke an Arbeitsplätzen und darüber hinaus schwächt.

Die Debatte offenbart ein grundlegenderes Problem: Migranten werden oft nach ihrem wirtschaftlichen Output beurteilt statt nach ihren Rechten. Diese Haltung schadet nicht nur Einzelnen, sondern untergräbt auch den weiteren Kampf für faire Arbeitsbedingungen. Ohne einen Wandel hin zu echter Solidarität wird sich der Kreislauf aus Ausbeutung und Spaltung wahrscheinlich fortsetzen.